Als im Herbst 2022 die Energiekrise immer spürbarer wurde, standen auch wir in Kühlungsborn vor großen Herausforderungen. Steigende Energiekosten, unsichere politische Rahmenbedingungen und die Forderung nach Einsparungen führten vielerorts zu schnellen Reaktionen – auch zu Überlegungen, große Teile des Ortes stark abzudunkeln.

Für ein Ostseebad, das sich in den vergangenen Jahren zunehmend zur Ganzjahresdestination entwickelt hat, wäre das ein tiefgreifender Einschnitt gewesen. Wir im Tourismusverband Kühlungsborn (TVK) sahen uns deshalb in der Verantwortung, Position zu beziehen – sachlich, konstruktiv und im Interesse der Bürgerinnen, Bürger, Unternehmer und Gäste.

Unser offener Brief: Ein Appell für Verhältnismäßigkeit und Vernunft

In einem offenen Brief an Bürgermeister Kozian und die Stadtvertreter haben wir deutlich gemacht, worum es uns geht:
Nicht um unkritisches „Weiter so“, aber auch nicht um überstürzte Maßnahmen, die zu Lasten des gesellschaftlichen Lebens und der wirtschaftlichen Stabilität gehen.

Wir formulierten darin:

  • Einsparungen ja – aber nicht an den falschen Stellen.
    Beleuchtung ist in Kühlungsborn nicht nur Dekoration, sondern ein zentraler Faktor für Sicherheit, Orientierung und Aufenthaltsqualität.
  • Unser Ort lebt vom Tourismus – und damit von Atmosphäre.
    Dunkle Straßen schrecken Gäste wie Einheimische ab und schwächen jene Branchen, die bereits unter Pandemie, Kurzarbeit, Fachkräftemangel und steigenden Preisen litten.
  • Kühlungsborn muss ganzjährig attraktiv und lebendig bleiben.
  • Wir sollten die Krise als Chance nutzen, um uns touristisch neu zu positionieren – auf dem Weg zurück zur „Grünen Stadt am Meer“.

 

Intelligente Lösungen statt Symbolpolitik

In unserem Schreiben baten wir die Stadt, nicht auf Aktionismus zu setzen. Stattdessen plädierten wir für nachhaltige, durchdachte Ansätze:

  • moderne, energieeffiziente Beleuchtung
  • intelligente Steuerungssysteme
  • langfristige Investition statt kurzfristiger Abschaltungen
  • Planungssicherheit für Unternehmen
  • Maßnahmen, die Einsparen und Lebensqualität verbinden

Denn: Falsches Sparen führt zu langfristig höheren Einbußen – auch für die Stadt selbst.

Steuereinnahmen aus tourismusabhängigen Betrieben sind essenziell für die kommunale Haushaltslage. Ein Ort, dessen Straßen und Plätze abends verunsichern, verliert Umsatz, Vertrauen und Attraktivität.

 

Gemeinsam statt gegeneinander

Ein zentraler Punkt unseres Briefes war der Aufruf zu Koordination und Zusammenarbeit. Wir regten an:

  • die Einführung eines Klimaschutzmanagers oder Klimabeauftragten,
  • strukturierte Abstimmungen zwischen Politik, Verwaltung, Unternehmen und Bürgern,
  • transparente Kommunikation,
  • Einbindung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse.

Für einen möglichen „Worst Case“ im Winter schlugen wir außerdem die Einrichtung eines Krisenstabes vor, um vorbereitet und handlungsfähig zu bleiben, falls es zu ernsthaften Versorgungseinschränkungen kommen sollte.

 

Unser Ziel: Gestärkt aus der Krise gehen

Wir waren überzeugt – und sind es bis heute –, dass Kühlungsborn diese schwierige Zeit nutzen kann, um sich moderner, nachhaltiger und zukunftsorientierter aufzustellen.

Dazu gehört auch, Licht nicht als Kostenfaktor, sondern als Teil der städtischen Identität zu verstehen:
als Sicherheitsfaktor, als Willkommensgeste, als Lebensgefühl eines Ortes, der lebt – auch in der dunklen Jahreszeit.

 

Ein Dank an alle, die sich eingebracht haben

Der offene Brief war kein Protestpapier, sondern ein konstruktiver Beitrag. Wir wollten Orientierung geben, Ideen teilen und verdeutlichen, wie wichtig kluge Entscheidungen jetzt waren – für die Gegenwart und für die Zukunft unseres Ostseebades.

Wir danken allen, die diesen Weg mit uns gegangen sind:
den Stadtvertretern, den Unternehmern, den Mitarbeitenden vor Ort, engagierten Bürgern und allen, die sich aktiv oder still mit Gedanken und Ideen eingebracht haben.

Nur gemeinsam können wir Kühlungsborn auch in herausfordernden Zeiten lebendig, sicher und attraktiv halten.